Ausbildung, Training, Unterricht

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Pferdeausbildung:

Physische Voraussetzung:
Grundsätzlich möchte ich erwähnen, dass speziell die Pferdeausbildung ein langwieriger Weg ist, und dass es unerläßlich ist, die Muskulatur, Bänder und Sehnen des Pferdes an die entsprechenden Leistungen (gleichgültig ob Schub- oder Tragkraft in der Dressur bzw. Maximalkraft beim Absprung im Springen) entsprechend auszubilden ist und dieser Prozeß nicht innerhalb eines Jahres abgeschlossen wird.
„Nicht umsonst heißt das allgemeine Sprichwort, jedes Jahr – eine Klasse“ ...

1Unterkiefer 12 Erster Schwanzwirbel 23 Hufbein
2 Gesichtsschädel 13 Sitzbeinhöcker 24 Fesselgelenk
3 Hirnschädel 14 Oberschenkelbein 25 Vordermittelfußknochen
4 Erster Halswirbel 15 Kniegelenk 26 Vorderfußwurzelgelenk
5 Siebter Halswirbel 16 Schienbein 27 Unterarm
6 Erster Brustwirbel 17 Sprunggelenk 28 Speiche
7 Schulterblatt  18 Röhrbein 29 Ellbogengelenk
8 Erster Lendenwirbel 19 Hufgelenk 30 Brustbein
9 Hüfthöcker 20 Fesselbein 31 Oberarm
10 Becken 21 Griffelbein 32 Schulter- / Buggelenk
11 Hüftgelenk 22 Krongelenk 33 Erste Rippe

Das Skelett des Pferdes setzt sich aus den tragfähigen Knochengerüsten zusammen, die durch knorpelige und bindegewebige Teile beigegeben sind. Durch die Ausbildung von beweglichen Verbindungen der Einzelknochen sind die Voraussetzungen für das Zustandekommen von Bewegungen geschaffen. Zudem übernimmt das Skelettsystem durch Höhlenbildung auch den Schutz von Eingeweiden gegen traumatische Einwirkungen.

Das Muskelsystem übernimmt die Arbeitsleistungen für die Bewegungen des Körpers und setzt sich aus einer großen Zahl von Einzelmuskeln zusammen.

1 Oberflächlicher Kruppenmuskel 16 Strecker des Vorderfußwurzelgelenks (*)
2 Mittlerer Kruppenmuskel 17 Zwischenrippen - Muskel
3 Spanner der Oberschenkelbinde 18 Äusserer schiefer Bauchmuskel
4 Rautenmuskel (hier: Halsteil) 19 Sehnenplatten des schiefen Bauchmuskel
5 Rautenmuskel (hier: Halsteil) 20 Großer Hautmuskel der Kniefalte
6 Trapezmuskel (hier: Halsteil) 21 Langer Zehenstrecker
7 Ohrspeicheldrüse 22 Wadenmuskel
8 Kaumuskel 23 Oberschenkelbinde
9 Drosselvene 24 Zweiköpfiger Oberschenkelmuskel
10 Armkopfmuskel 25 Innerer Ellbogennmuskel
11 Armkopfmuskel 26 Seitliche Strecksehne
12 Dreiköpfiger Armmuskel  Strecksehne 27 Gemeinsame
13 Armbeuger 28 Gemeinsame Strecksehne
14 Strecker des Vorderfußwurzelgelenks 29 Gemeinsame Strecksehne
15 Gemeinsamer Zehenstrecker 30 Tiefe Beugesehne
(*) Bei Pferden arbeitet dieser Muskel als Beuger des Vorderfußwurzelgelenks. Da aber auch die Be-
zeichnung der Pferdeanatomie auf der vergleichbaren Anatomie von Haustieren beruht, wird diese
(von der Funktion her falsche) Bezeichnung beibehalten.

Wenn wir von unseren Pferden „Leistungen“ erwarten, so müssen wir primär die Muskulatur des Pferdes für die vorgesehene Leistung trainieren. Entscheidend ist weitgehend auch das Exterieur eines Pferdes – aber es gibt immer sogenannte Ausnahmepferde, welche trotz widriger Winkel bzw. Länge großartige Leistungen im Sport vollbringen.

Gerade bei jungen Pferden muss man speziell beim Anreiten immer bedenken, das die Muskulatur des Pferdes in noch keinster Art und Weise auf das Gewicht eines Reiters vorbereitet ist.
Deshalb sollte man junge Pferde zunächst anlongieren – dadurch das Vertrauen des Pferdes zum Menschen (Stimme, Verhalten) aber vor allem die Muskeln, Sehnen und Bänder stärken.

Es ist unerläßlich, das Pferd dazu veranlassen, den Rücken zu dehnen und zu wölben und dadurch den langen Rückenstreckmuskel vermehrt arbeiten lassen. Dies kann durch eine Vielzahl von Hilfszügel beim Longieren erreicht werden, z. B. Gogue, Schlaufzügel (als Dreieckszügel eingehängt), Chambon etc.

Ebenso Stangen- sowie Cavalettiarbeit ist sowohl für die Muskulatur als auch für die Konzentration des Pferdes wichtig.

Beim schon geritten Pferd (gleichgültig ob Dressur- oder Springpferd) ist auch immer wieder zu beachten, dass Lösungsphasen zwischen intensiven Arbeitseinheiten einzubauen sind – nur von einer gelösten Muskulatur kann ich Höchstleistungen erwarten. (Das sogenannte in-die-Tiefe-lösen ist hier von nicht zu ermessender Wichtigkeit)!!!

Klassische Ausbildungsskala

Takt:
Die Festigung des Taktes durch Einhalten des dem Pferde angepassten Grundtempo ist das erste Hauptanliegen. Gleichmäßig lange Tritte sowie gleichmäßige Zeitfolge der Schritte und Sprünge innerhalb eines Tempos. Der Takt hängt selbstverständlich vom Körperbau und vom Gangvermögen des jeweiligen Pferdes ab – geht ein Pferd im Takt so ist es auch im Gleichgewicht.
Losgelassenheit:
Hier können wir zwischen psychischer und physischer Losgelassenheit unterscheiden.

Physische Losgelassenheit ist erkennbar, in dem das Pferd frei atmet, seine Muskeln gelockert und Steifheiten beseitigt hat und die Bewegungsmuskulatur zur Arbeit bereit ist.

 Das Pferd geht willig vorwärts, ohne zu eilen oder sich zu verhalten
 Der Rücken schwingt rhythmisch (Der Reiter kann sitzen)
 Durch Dehnen des Halses nach vorwärts abwärts
 Tätiges Maul (kauen)
 Gang ist rein, taktmäßig und schwungvoll

Losgelassenheit:
Psychische Losgelassenheit ist erkennbar durch:
Das Abschnauben (Abprusten) zum Zeichen unbeschwerter Atmung
Das lebhafte Ohrenspiel
Das ruhig blickende Auge
Der zufriedene Gesichtsausdruck
Anlehnung:
Die Anlehnung des Pferdes darf nicht durch Rückwärtswirken mit den Zügeln bewirkt werden, sie muß das Ergebnis der richtig entwickelten Schubkraft sein!

Anlehnung:

 Das Pferd ist im Gleichgewicht

 Gleichmäßiger und energischer Schub aus der Hinterhand

 Schwingender Rücken

 Genick bildet den höchsten Punkt des Pferdes

 Stirn-Nasenlinie etwas vor der Senkrechten

 Maulspalte etwa in Höhe des Hüftgelenkes (in der Arbeitsphase in Höhe des Buggelenkes)

 Leichtes Abkauen am Gebiß

Dies kann erreicht werden durch:
* korrekten und geschmeidigen Sitz
* unabhängige Hände (weiche Zügelführung)
* aktive Schenkel- u. Gewichtshilfen, die das Pferd von rückwärts nach
   vorwärts herantreiben.

Fehlerhafte Anlehnung:

 Über dem Zügel

 Gegen den Zügel
 Hinter dem Zügel

Schwung:
=fleißiges, energisches und elastisch-federndes Vorwärtsgehen des Pferdes. Der Schwung kommt aus der Hinterhand – soll über einen schwingenden Rücken zum Pferdemaul weitergeleitet werden.
Eine korrekte Versammlung des Pferdes ist ohne Schwung nicht möglich. 
Erkennungsmerkmale:

 Energisches Beugen der Sprunggelenke nach dem Abfußen
 Taktmäßig schwingender Pferderücken

Entwicklung des Schwunges = durch Entwicklung der Schubkraft (das weite Vortreten der Hinterbeine in Richtung der gemeinsamen Schwerlinie Reiter-Pferd mit kräftigem Abschub vom Boden).

Geraderichten und Biegen:
Geraderichten heißt, die Vorhand des Pferdes auf die Hinterhand so einzustellen, daß die Hinterhufe genau in den Hufschlag der Vorderfüße treten. Gleichgültig ob sich der Hufschlag auf einer geraden oder einer gebogenen Linie befindet, geht das geradegerichtete Pferd so, daß die Hinterhufe in den Hufschlag der Vorderhufe treten.

Unter Biegung (Längsbiegung) versteht man eine Krümmung der gesamten Wirbelbrücke nach rechts oder links „um den rechten oder linken Schenkel“.

Die Biegung muß gleichmäßig sein, das Pferd darf also z.B. in der beweglicheren Halswirbelsäule nicht stärker gebogen werden, als in der weniger beweglichen Rückenwirbelsäule, wo die eigentliche Biegung um den inneren Schenkel stattfindet.

Es gibt keine Biegung ohne Stellung,
während Stellung ohne Biegung durchaus möglich ist!

Auf gebogenen Linien – Große Tour, Ecke, Schlangenlinie, etc. ist das Pferd immer so zu biegen, daß es in seiner ganzen Länge auf die z.Zt. gerittene Figur eingestellt ist:
die Hinterfüße also den gleichseitigen Vorderfüßen auf eine Linie folgen. 
Dies erreicht man nur in konsequenter Abstimmung der „diagonalen Hilfen:

 innerer Schenkel treibt am Gurt,
 Gewicht vermehrt auf den inneren Gesäßknochen, 
 äußerer Zügel verwahrend zur Begrenzung von Stellung und Biegung im Hals
 innerer Zügel annehmend und nachgebend zur Erreichung der Stellung
 und äußerer Schenkel verwahrend hinter dem Gurt.

Die Bedeutung der äußeren Hilfen wird hier oft unterschätzt.

Genaue Wendungen kann der Reiter nur dann ausführen, wenn er in der Lage ist, dem Pferd eine dem Bogen der Wendung entsprechende, gleichmäßig verlaufende Längsbiegung zu geben. Dadurch veranlasst er die Hinterhand, in der Wendung genau dem Hufschlag der Vorderhand zu folgen.

 

Versammlung:
Sie entsteht durch die vermehrt untertretenden Hinterbeine des Pferdes. Dies erreicht man zunächst, indem man zuerst ein Bein (inneres Hinterbein) dazu veranlasst mehr unter den Schwerpunkt zu treten: Dies erreicht man indem der Reiter in 1. Stellung reitet:

In Stellung reiten (Reiten in Stellung):

Das Pferd hat dabei eine geringe Längsbiegung vom Genick bis zum Schweifansatz um den inneren Schenkel, geht aber am einfachen Hufschlag.
Man unterscheidet zwischen 1. Stellung (Trabstellung) und 2. Stellung (Galoppstellung).

1. Stellung:

Hinterbeine sollen
Hinterbeine sollen 
unter den Schwerpunkt treten

gerade
gerade


1. Stellung

Tritt das Pferd mit dem äußeren Hinterbein in Richtung äußeres Vorderbein (seine äußere Seite ist linear gerichtet), das innere Hinterbein tritt durch den inneren Schenkel angeregt (bei verwahrendem äußeren) etwa eine halbe Hufbreite innerhalb der Hufspur des inneren Vorderbeines auf.

Kurz gesagt: das Pferd wird veranlasst mehr mit dem inneren Hinterbein unter das Körpergewicht zu treten.
Hilfengebung:

 Gewicht auf den inneren Gesäßknochen
 innerer Schenkel treibt das innere Hinterbein
 innere Zügel gibt Stellung
 äußere Zügel begrenzt Schulter
 äußerer Schenkel begrenzt die Hinterhand

2. Stellung:


gerade
Punkt = Schwerpunkt
links die Wand


2. Stellung
Punkt = Schwerpunkt
links die Wand

Tritt das Pferd mit dem inneren Hinterbein in Richtung inneres Vorderbein (seine innere Seite ist linear geradegerichtet), das äußere Hinterbein tritt durch den äußeren Schenkel angeregt (bei am Gurt liegendem inneren) etwa eine halbe Hufbreite innerhalb der Hufspur des äußeren Vorderbeines auf.

Das „in Stellung reiten“ wird in 1. Linie zur Erhöhung der Versammlung des Pferdes und beim Reiten in versammelten Gängen angewendet.

Höchstmögliche Durchlässigkeit und damit voll wirksame Versammlung ist nur bei einem geradegerichteten Pferd möglich.

Die Hinterbeine werden durch das in Stellung reiten zum „Schmalspurtreten“ veranlasst und die aus der richtigen Versammlung erzeugte Federkraft der Hanken (Hüft- und Kniegelenk) kann in richtiger Weise in das Genick des Pferdes und von dort wieder zurück in die Hanken geleitet werden.

Versammlung zeigt sich in: 
Erhabenheit und Schwung im Gang des Pferdes 
nicht in der Kürze der Bewegung.

 

FUNDAMENT DER AUSBILDUNG (DEUTSCHLAND ÜBLICH)
dargestellt als Gebäude

Ziel
F
U
N
D
A
M
E
N
T
Durchlässigkeit